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Testbericht

BC Acoustique ACT A3

Ausgerechnet der weniger bekannte Hersteller BC Acoustique zähmte das Hochton-Horn - und lieferte AUDIO einen Boxen-Geheimtipp für hallige Hörräume.

Autoren: Redaktion connect und Malte Ruhnke • 12.8.2010 • ca. 3:10 Min

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Inhalt
  1. BC Acoustique ACT A3
  2. Datenblatt

Können Sie vom Aussehen einer Komponente auf den Klang schließen? Glaubt man  Legenden aus der High-End-Welt, sollen Röhren immer warm tönen, Gewebekalotten seidig und Folienwandler, na klar, transparent. Solch völlig unbewiesene Logik entkräftet spätestens jetzt die französische Firma BC Acoustique: Ihr Horn-Hochtöner klingt trotz Hornoptik weder silbrig-hell noch spitz. Ganz im Gegenteil: Im AUDIO-Test überraschte die Standbox Act A3 mit kultivierten Klängen - und sie beherrscht zudem schwierige Raumakustik.

Parleur national

In der Heimat Frankreich ist der erst vor 15 Jahren gegründete Hersteller neben Focal und Triangle heute einer der Großen.  Bei dem aus vollem Aluminium gedrehten Hochtöner haben aber auch die Chassis-Experten von Fostex mitgemischt, für Horn- und Profi-Lautsprecher zweifellos ein klangvoller Name. Eine nur 17 Millimeter kleine Titankalotte macht hier Druck in einer Druckkammer hinter dem Trichter, dessen Form sich ähnlich einem Kugelwellenhorn immer stärker nach außen öffnet. Das hält den Abstrahlwinkel auch ohne die Gefahr von Resonanzen im Hornschlund über den gesamten Brillanz- und Hochtonbereich konstant gering.

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Der Horntöner kann per Steckbrücke im Pegel angepasst werden
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 Sinnvoll ist die fünfstufige Pegelanpassung des Horns per Steckbrücke, die bei direkter Ausrichtung auf den Hörer die Brillanzen etwas sanfter macht (-1,5 dB), bei gerader Aufstellung und großen Hörabständen für etwas mehr Hochtonenergie im Raum sorgt (+1,5 oder +3 dB). In tieferen Regionen verzichten die Franzosen auf das Horn, spendieren dem stattlichen Polypropylen-Mitteltöner aber eine leichte Schallführung aus Aluminium, damit die Schallbündelung im Übergangsbereich bei 3,5 Kilohertz gleichmäßiger verläuft.

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Auf engstem Raum arbeiten der schwere Basstöner und die wertigen Weichen zusammen.
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Das unterstützt auch die Weiche, die den Hochtöner steil an-, den Mitteltöner aber nur sanft und damit weitgehend ohne Phasenfehler auskoppelt. Letzterer muss bis 200 Hertz hinunter spielen, erst dann kann der seitliche Alu-Bass samt Reflexrohr die Arbeit aufnehmen, ohne in den Bereich seiner Eigenbündelung hineinzukommen. Mit 28 Hertz Arbeitsfrequenz fällt das Reflex-Tuning recht niedrig aus - die Franzosen setzen zur Verringerung der Dröhnneigung absichtlich auf einen sanft fallenden Bass.

Schreinerei!

Von den charakteristischen Alu-Verzierungen und raketengleichen Standfüßen abgesehen wirkt die Gehäusekonstruktion der A3 eher konventionell. Doch das täuscht, drinnen stecken knallharte Entwicklungen. Besonders stehende Wellen knöpfte man sich vor. Diese Bösewichter bilden sich immer zwischen parallelen Wänden aus (etwa Boden und Decke der Standbox) und sorgen über die Umwege Bassreflexrohr oder Tieftonmembran für unangenehmes Nachdröhnen oder Verzerrungen. Leider hilft ein leichtes Anschrägen der Deckenplatte - wie von anderen Herstellern propagiert - dagegen kaum; selbst die diagonale Trennwand hinter der BC-Mittelton-Kammer beseitigt das Problem nicht vollständig.

Stattdessen saugen Helmholtzresonatoren mit eigenem Federvolumen (vergleichbar versteckten Bassreflexkammern) die gefürchteten Schalldruck-Ansammlungen einfach weg. In der A3 sind gleich zwei davon verbaut, einer gegen die Resonanz in der Höhe, der andere geschickt gegen die Mehrfachreflexion zwischen vorne und hinten. Der Rest ist absolut solide Holzarbeit: selbstverständlich, dass der Mitteltöner sein eigenes, vollkommen dichtes Volumen bekommt. Die Außenhülle ziert ein matt lackiertes Echtholzfurnier - AUDIO orderte die dunkle Trendfarbe Wenge mit erstaunlich zurückhaltender Holzmaserung. Die Treiber kann man verstecken, muss man aber nicht: Das Gitter hält magnetisch ohne Bohrungen.

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Audio Pure Music

Zum Duell lud die ebenfalls für schwierige Akustik prädestinierte Tannoy Glenair 10 . Bei dem in der originalen Besetzung gegebenen "Siegfried-Idyll" von Wagner (Sawallisch, Farao) zeigten beide Kontrahenten mit direkter Spielweise zwar eine gewisse Wesensverwandtschaft, die BC verwöhnte aber mit deutlich ausgewogeneren und stabileren Klangfarben. Überhaupt strafte sie die üblichen Vorurteile gegen Horntreiber Lügen: Ohne jede Spur von krispeligen Höhen oder fehlender Klarheit arbeitete sie die aufnahmetechnischen Feinheiten der "pure music"-CD souverän und unaufdringlich heraus. Und in puncto Neutralität und Detailtreue musste sich selbst die superbe Thiel CS 2.4 hörbar strecken, um einen hauchdünnen Punktsieg herauszuholen.

Die Tannoy machte in Bachs H-Moll-Messe (v. Veldhoven, Channel) einige Punkte mit ihrem mühelos tiefen Raum wett, wo die BC eher auf eine millimetergenaue Abbildung der Akteure setzte und den Raum etwas dunkel färbte, nicht unähnlich der JBL Array 1000. In Sachen Feindynamik meldete die Engländerin leichte Vorteile. Die A3 tönte umso dynamischer, je mehr Spannung der angeschlossene Verstärker hineinpumpte.

Fazit

Mit der BC Acoustique kauft man weniger Marken-Image, dafür jede Menge Klang-Know-how. Für anspruchsvolle Hörer mit schwieriger Raumakustik ist sie ein echter Geheimtipp. Toll, dass es immer mehr Horn-geladene Boxen gibt, die ohne die typischen Nachteile dieser Gattung auskommen. Einziger Wermutstropfen: Sie braucht ordentlich Leistung - die alte Gleichung "Horn + Röhre" wird von ihr ad absurdum geführt.

BC Acoustique Act A3

Vollbild an/aus
BC Acoustique Act A3
BC Acoustique Act A3
HerstellerBC Acoustique
Preis3900.00 €
Wertung94.0 Punkte
Testverfahren1.0
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